26. November 2025 von dkortmann
Kraftlose schwarz-rote Rentenreform – wie sähe eine liberale zukunftsfähige Alternative aus?
22 deutsche Top-Ökonomen fordern den Stopp des schwarz-roten Rentenpakets. Die etwas späte Initiative ist so richtig, dass sich inzwischen auch Unions-Abgeordnete anschließen. Ich bin überzeugt: Das Renten-Paket der Koalition ist ungerecht und verspielt die Zukunft unseres Landes. Kein einziges seiner Elemente kann überzeugen:
- Die Frühstartrente klingt innovativ, hat aber einen sozialistischen Kern: Wer Kindern € 10 pro Monat überweist, damit sie das anlegen, nimmt die zentrale Lektion, dass Sparen Konsumverzicht bedeutet. Die CDU-Idee ist näher am „Grund-Erbe“ der Jusos als an der Realität von Marktwirtschaft und Kapitalmarkt. Finanzwirtschaftliche Schulbildung würde hier mehr bringen.
- Die Aktivrente begünstigt die Boomer-Rentner-Generation zusätzlich, statt sie angemessen an der von ihr verursachten demographischen Entwicklung zu beteiligen. Schwarz-rot äußert den Wunsch nach freiwilliger Verschiebung des Ruhestands, während die arbeitenden Jungen weiter Zwangsbeiträge entrichten sollen. Ein Widerspruch, gegen den sich die Jungen zu Recht wehren.
- Die Haltelinie eines Rentenniveaus von 48 % verzögert die Anpassung des Rentenniveaus an die demographische Entwicklung. Diese war seit 30 Jahren bekannt, in denen jeder heutige Neu-Rentner zusätzlich privat vorsorgen konnte und sollte. Es mag sein, dass vor allem in Ostdeutschland viele Rentner nur von der Sozialrente leben. Aber die pauschale Haltelinie begünstigt auch viele, die ausreichend privat vorgesorgt haben – zu Lasten der Jungen.
- Die Mütterrente ist die frechste Form des Stimmenkaufs. Markus Söder hat sein Herz daran gehängt, Müttern der vor 1992 geborenen Kinder ein paar Rentenpunkte zu schenken. Einen positiven Effekt auf die Geburtenrate kann man davon nicht mehr erwarten – anders als bei der Einführung der Rentenpunkte für Mütter 1992. Die Mütterrente wird unabhängig von Bedürftigkeit gezahlt und ist damit ein plumpes Umverteilungsprogramm.
Diese vier Elemente belasten die junge Generation einseitig, erschweren private Vermögensbildung und nehmen ihr die Hoffnung auf eine auskömmliche Rente – nicht mal die Frühstartrente ist das richtige Signal. Echte Reformen des Rentensystems sind in eine Kommission ausgelagert, obwohl seit Monaten die Kommentarspalten und die Ökonomie-Podcasts vorbeten, was zu tun ist. Ich habe folgende Vorschläge:
- Das regelmäßige Renteneintrittsalter muss steigen, am besten gleich in einem Schritt auf 70 Jahre und dann weiter relativ zur Lebenserwartung.
- Die Abschläge für den früheren Renteneintritt müssen marktgerecht auf mindestens 0,4% pro Monat angehoben werden, um Frühverrentung nicht weiter zu begünstigen.
- Die Rentensteigerungen sollten an die Inflationsrate gekoppelt werden, nicht an die Lohnentwicklung.
- Der Einstieg in die individuelle kapitalgedeckte Vorsorge muss endlich starten mit zunächst zwei Prozentpunkten des Beitrags, die entweder in einen staatlichen Rentenfonds oder nach Wahl des Versicherten in ein privates Anlageprodukt (Pensionskasse, Vorsorgedepot etc.) gezahlt werden, um einen Kapitalstock aufzubauen. Dann steigt dieser Anteil jedes Jahr, bis die Umlagerente ausläuft.
Die demographische Unwucht der Umlagerente wird nicht verschwinden, solange die Geburtenraten so deutlich unter zwei Kindern pro Frau bleiben. Dem darf sich die Politik nicht länger verschließen. Der Generationenvertrag der Umlagerente ist gescheitert. Zu wenige Erwerbstätige werden auch in Zukunft zu vielen Rentnern gegenüberstehen. Was es deshalb braucht, sind nicht nur kleine Korrekturen des bestehenden Rentensystems, sondern echte Reformen und die Perspektive auf einen Systemwechsel.
Ich setze mich dafür ein, dass jeder bis ins Alter unabhängig und selbstbestimmt leben kann, ohne auf staatliche Leistungen angewiesen zu sein. Denn das ist die freiheitlichste und menschenwürdigste Form unseres Zusammenlebens. Dafür brauchen wir den Mut zu mehr individueller Vorsorge auf der Basis von Eigentum. Ein Volk von Eigentümern wird freier und unabhängiger sein als ein Volk von Sozialrentenbeziehern. Vielleicht ist es genau das, was Union und SPD zögern lässt, die überfälligen Reformen anzupacken?
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